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19.10.2019 - 100 Tage

Aktualisiert: 16. Sept. 2020

Vor 100 Tagen habe ich mich aufs Rad gesetzt und bin los gefahren.

Wie ging es weiter nach dem letzten Blog?

Auf der Fractalia habe ich einschneidende Erfahrungen gemacht: die Resonanz nach meinem Auftritt war so enorm und berührend für mich. Ich hätte mir nicht erträumt, dass ein Publikum, das vorwiegend elektronische Musik in einem Tempo von 160 Bpm hört, so auf meine Musik resoniert. "Deine Musik hat mein Herz geöffnet." "Es hat etwas in mir geheilt." "Ich habe mich den ganzen Tag danach gut gefühlt und habe keine Drogen mehr gebraucht." Um nur ein paar der berührenden Rückmeldungen zu nennen. Danke euch, die ihr mir das mitgeteilt habt. Das bedeutet mir so viel!


Nun, ich will nicht mehr um den heißen Brei (oder heißen Rauch) herum reden; mit 15 habe ich angefangen zu kiffen und seit dem kämpfe ich mit dieser Sucht. Das Kiffen hat mir eine Illusion der Liebe und Wärme gegeben, die mir in meinem Herz so sehr gefehlt hat. Ich schaffte es zwar für 3,5 Jahre aufzuhören, in dieser Zeit hat sich jedoch meine Sucht verlagert: ich ging vermehrt fort, trank viel Alkohol und hatte eigentlich immer das Ziel mit einer Frau nach Hause zu fahren. Auch hiermit versuchte ich das Loch, die Leere, die Kälte in mir loszuwerden. Ich habe damals sicher viele Frauen mit meinem Verhalten verletzt. Und falls du das liest und dich angesprochen fühlst: es tut mir leid, ich hab leider deine Nummer nicht mehr um mich persönlich zu entschuldigen. Auf der Fractalia erlebte ich einen Moment der Erkenntnis. Ich kam in direkten Kontakt mit mir, meiner Seele, meinem höheren Selbst oder wie auch immer du es nennen willst. Ich spürte diese unendliche Liebe und Wärme, nach der ich immer gesucht hatte. Mir wurde klar mitgeteilt, dass mein Weg über die Klarheit geht und dass ich mich mit jeder Droge nur weiter von meinem Herz entferne und damit genau das Gegenteil von dem bewirke, was ich je zu erreichen versucht habe. Ich nahm mir darauf hin vor, den Gebrauch zu reduzieren, was kurz funktioniert hat. Dann war ich wieder drinnen. Aber ich vermisste die Wärme, die Liebe und mein Wesen. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte wieder zu mir zurück und mich spüren. Ich war in Wien, als mir das Material ausging und ich aufgrund fehlender Kontakte keinen Nachschub mehr besorgen konnte. Ein paar Tage ersatzbefriedigte ich mich mit purem Tabak, bis mir auffiel, wie sehr mir der eigentlich nicht schmeckte. Ich hatte die Schnauze (und Lunge) voll und verschenkte den Rest an eine liebe Freundin, die mir in der darauffolgenden schweren Zeit sehr geholfen hat. Aus meinen Beobachtungen kann ich übrigens sagen, dass die Mischung von Tabak und Gras das schlimmste Suchtmittel im Vergleich zu den einzelnen Substanzen darstellt. Dafür habe ich in Vergangenheit auch eine Studie entdeckt, die das bestätigt. Leider finde ich sie nicht mehr. Seitdem ich den Tabak verschenkte, spürte ich kein Verlangen mehr zu rauchen. Kein einziges Mal. Dafür kamen eine Menge an unangenehmen Gefühlen in mir hoch. Seit bald 2 Wochen laufe ich mit Tränen in den Augen herum oder liege heulend im Bett. Ich habe in dieser Zeit erkennen können, was Freundschaft bedeutet und bin den Menschen dankbar, die für mich da waren, mit mir telefoniert haben, versucht haben mir zu helfen und mich in den Arm genommen haben. Ohne euch wüsste ich nicht, wie ich das hätte schaffen sollen. Danke!


Nach der Fractalia flog ich nach Wien, fuhr mit dem Zug nach Graz, borgte mir das Auto meines Vaters aus, fuhr damit nach Basel um die Dinge einzuladen, die dort noch gelagert waren. Darunter meine Zinken, zwei weitere Didgeridoos von www.didgeridooart.com und meine Armada an Rahmentrommeln von www.eckermanndrums.net, die ich so sehr vermisste auf der bisherigen Reise. (Ich bekomme keine Provision für diese Links, möchte sie aber gerne teilen, weil ich diese für herausragende Instrumente halte.)

Auf dem Fahrrad war nicht mehr Platz. Bei 63 Kg ist Schluss mit lustig. Fährst du einen Hügel hinauf, fühlt sich das an, als würde jemand dein Fahrrad festhalten.

Mit vollgepacktem Auto fuhr ich durch Nürnberg, besuchte meine Tochter, dann für ein paar Tage nach Berlin und schließlich nach Wildenhein zu Matthias und Wendy, wo ich die Dinge lagern durfte, weil mein Vater das Auto früher als gedacht wieder benötigte. Also mit leerem Auto wieder nach Graz, dann mit dem Zug nach Wien, wo ich für ein paar Tage bei meiner Mutter und meinem Stiefvater blieb. Hier erlebte ich die schwere Zeit, die ich oben beschrieben habe. Von Wien flog ich wieder nach Berlin um einen Laptop für Audioanwendungen inklusive AudioInterface und Studiomonitoren zu kaufen. Ja, es gibt nämlich eine Firma, die sich darauf spezialisiert hat. https://www.da-x.de/de/audio-computer/audio-notebooks.html

Fast hätte ich mir das ganze bestellt, meine Intuition riet mir aber, persönlich vorzusprechen. Siehe da, ich ersparte mir über 500 € weil ich ein Ausstellungsstück der Serie erhielt, die aufgelassen werden soll. Seit ein paar Tagen nenne ich so ein Gerät mein Eigen und kann nun fröhlich darauf los produzieren.

Von Berlin aus nahm ich den Bus nach Leipzig, traf dort einen Bekannten mit dem ich eine Anlage und meine Instrumente einlud, um nach Potsdam zu fahren, um auf einem Gathering der Colourful Tribe Family zu spielen.

Nun ist es bald soweit, die Bühne ist aufgebaut und ich freue mich auf ein weiteres magisches Konzert.

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